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  • Autorenbildjanice.allermann

Gurus – Part 2 – Authorität vs. Autonomie

Der zweite Teil baut auf den zwei verbliebenen Fragen auf:

Brauchen wir noch immer Guru?

Brauche ich einen Guru, um in meiner Yogapraxis ‚weiter zu kommen‘ (was auch immer das genau meint)?


Ich spreche in diesem Post viel aus meiner persönlichen Perspektive – also erwarte eine gewisse Voreingenommenheit 😉


Falls du Teil 1 „Zwischen Macht und Hingabe“ verpasst hast, klick hier.




In den vergangenen Jahren ist viel zum Thema „Gurus, die ihre Macht missbrauchen“ ans Licht gekommen. Ehemalige Schüler von anerkannten Lehrern berichten von harten körperlichen Adjustments und sexuellen Übergriffen. Einige einst sehr angesehene Lehrer sind in Ungnade gefallen (auch nach ihrem Tode). Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass die Yoga-Szene die Machtstrukturen rund um Gurus mehr und mehr hinterfragt.


Dies hat mich zu folgenden zwei Fragen geführt: Brauchen wir noch immer Guru?

Brauche ich einen Guru, um in meiner Yogapraxis ‚weiter zu kommen‘?


Ich berichte von meinen eigenen Erfahrungen und gebe meine persönlichen Schlussfolgerungen zum Besten. Schreib mir gerne deine Erfahrungen in die Kommentare!


Auf meine bisherigen Yoga-Ausbildungen in Indien zurückblickend, schätze ich mich als glücklich ein, dass keiner meiner Lehrer sich als unangreifbare Autorität dargestellt hat. Sie alle waren darauf bedacht uns ihr Wissen weiterzugeben - ja, aber immer unter dem Gesichtspunkt dieses Wissen für uns selbst zu überprüfen. Der Aspekt des „für sich selbst prüfen“, statt „so ist es“, war immer präsent.


Ich denke dies ist zentrales Element, das einen großartigen Lehrer von einem machthungrigen Guru unterscheidet – der Schüler verliert niemals seine/ihre Autonomie und Selbstbestimmtheit.


Wenn es anders herum wäre, würden meine Alarmglocken anfangen zu läuten. Bedingt durch die Umstände wie ich aufgewachsen bin – mit dem Gefühl eines übermächtigen Vaters – verabscheue ich heutzutage jeden, der mir sagen will was ich zu tun/denken/fühlen habe – jeden der versucht mir seine Regeln überzustülpen (manchmal artet das sicherlich etwas aus – ich arbeite dran 😉).


Ich bin mit dem Gefühl von Druck aufgewachsen entsprechend der von mir wahrgenommenen Autorität meines Vaters zu performen; während meiner Teenagerjahre schlug dies in Rebellion um – ich kämpfte für meine Freiheit und mein Recht auf Selbstbestimmung. Diese Erfahrungen haben mich gegenüber jeglichen Versuchen mir meine Autonomie und Selbstbestimmtheit wegzunehmen, sehr sensibel gemacht.


 

Auf Yoga übertragen bedeutet das für mich:


Ich lese gerne inspirierende Bücher, höre Talks, gehe zur Workshops oder Stunden von Lehrern, die ich als jemanden wahrnehme von dem ich etwas neues lernen/tiefer in meine Praxis gehen kann – ich gehe und höre offen zu, dann teste ich das Gelehrte für mich selbst aus – übernehme das, was für mich funktioniert und ‚vergesse‘ den Rest.


Ein konkretes Beispiel, etwas was du für dich selbst austesten kannst: Wir alle kenne die allgemeinen alignment cues, die in Yogastunden verwendet werden. Diese kommen meist aus der Iyengar-Tradition. Mr. Iyengar selbst hat sie ‚erfunden‘ – sie basieren auf seiner eigenen Erfahrung. Dies bedeutet, dass sie für ihn funktioniert haben, für seinen Körper – das macht sie nicht automatisch für jeden anderen auch wahr. Wie wir alle wissen – jeder Körper ist anders. (Ich habe das Gefühl ich drifte etwas ab – dieses Thema bedarf eines weiteren Blog Posts…). Wenn du dich also das nächste Mal in einer Yogastunde wieder findest in der allgemeine alignment cues gegeben werden, teste diese für dich selbst aus, versuche nicht stumpf deinen Körper in die gewünschte Haltung zu manövrieren, nutze die deinem Körper innewohnende Weisheit, um dich zu leiten.


Du verstehst was ich versuche zu sagen: Selbst, wenn jemand seine Wahrheit erzählt, etwas das für ihn/sie funktioniert hat, wird dies nicht automatisch zu deiner Wahrheit. Teste immer für dich selbst – Selbsterforschung/-hinterfragung ist der Schlüssel.


 

In den Worten von Toni Packer (Gründerin des Springwater Centers in NY – bekannt für ihre Arbeiten zu den Themen Präsenz und meditative Befragung frei von jeglichen Traditionen und Autorität):


“In direct discovery, authority dissolves. We don’t need anybody to tell us how things are when we see for ourselves.”

(frei übersetzt: Durch direkte Erfahrung löst sich Autorität auf.

Wir brauchen niemanden, der uns sagt wie die

Dinge sind, wenn wir für uns selbst gucken.)


Dieses Zitat fasst es perfekt zusammen – nutze es als deinen freundlichen Alarm. Du brauchst niemanden, der dir sagt was die Realität ist, schau für dich selbst und du wirst die Wahrheit erfahren.


Ich freue mich von euren Erfahrungen rund um das Guru-Thema zu hören =)


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