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  • Autorenbildjanice.allermann

Reisepass = Bewegungsfreiheit oder Immobilität


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Oder: Die Macht der Reisepässe


Der Reisepass bedeutet Bewegungsfreiheit für die einen und Immobilität für die anderen – je nach Herkunftsland.




Dazu aus meiner persönlichen Erfahrung:


Sri Lanka, Januar 2019: Ich regte mich auf als ich ca. 1,5 h am Computer zubrachte, um mein 60-Tage-Visum für Indien zu beantragen. „Das dauert aber ganz schön lange; was die alles wissen wollen; und dann auch noch 80 USD dafür zahlen, letztes Jahr waren es noch 60 USD.“


Ich unterrichtet damals Yoga bei einem Hotel und Yoga Retreat in den Bergen von Sri Lanka, geführt von einem Engländer und seiner Sri Lankischen Partnerin. Als ich ihr meinen ‚Ärger‘ mit der Visumsbewerbung erzählte, berichtete sie mir von ihrem Versuch ein EU-Visum zu bekommen, um mit ihrem Partner dessen Heimat zu besuchen. Ihre Bemühungen waren bisher vergeblich, Grund der Behörden: „She is a flight risk“ – es besteht Fluchtgefahr.


Dieses Beispiel zeigte mir, was ich eigentlich auch schon wusste (aber recht erfolgreich aus meinem Bewusstsein verdrängt hatte): Es bestehen ungleiche Berechtigungsstrukturen im globalen Mobilitätsgeschehen – zugunsten der ‚westlichen Welt‘. So wird Mobilität (oder die Chance darauf) zu einer monopolistischen Ressource – wir nehmen sie selbst in Anspruch, anderen aber bleibt sie verwehrt bzw. bedürfen langwieriger, kostspieliger und keineswegs erfolgsversprechender Prüfungen.


Deutschland steht mit 188 Ländern, in die wir Deutsche Visumsfrei einreisen dürfen im aktuellen Vergleich auf Platz 2. Hinter Japan, Südkorea und Singapur, die sich mit jeweils 189 Ländern den ersten Platz teilen. Ansonsten ganz vorne im internationalen Ranking der Reisefreiheit liegen nord- und westeuropäische Länder.


Sehr beschränkt in puncto Reisefreiheit sind Bürger aus vielen afrikanischen und asiatischen Staaten sowie Krisen- und Kriegsregionen. Die letzten fünf Plätze werden belegt von: Pakistan (33 Länder, in die Pakistaner visumfrei einreisen können), Somalia und Syrien (je 32), dem Irak und Afghanistan (je 30).


Das aktuelle Ranking der Reisepässe nach Visumsfreiheit findest du hier:


Warum dieser Blog-Beitrag? Es geht mir nicht darum ein schlechtes Gewissen einzureden, oder meinem schlechten Gewissen Luft zu machen. Es geht mir einfach darum, sich dieser Tatsachen bewusst zu werden (und bewusst zu bleiben), gerade wenn wir auf Reisen gehen. Diese weite Reisefreiheit als Privileg zu sehen – als ein glücklicher Umstand, den wir unserem Geburtsort (-land) zu verdanken haben.


 

Buchempfehlung: Stephan Lessenich, einer der führenden deutschen Soziologen, beschäftigt sich in seinem Buch „Neben uns die Sintflut“ mit diesem und anderen Themen bezüglich ungleicher Welt-Verhältnisse.



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