janice.allermann
Was ist Yin Yoga?
Eine persönliche Perspektive (keine detaillierte Erläuterung was Yin Yoga genau ist, keine Definition, nur meine persönlichen Erfahrungen).
Anfangs empfand ich Yin Yoga als herausfordernd (um genau zu sein, heute immer noch, aber nach ein paar Jahren Praxis sehe ich auch die Schönheit und den Nutzen) – herausfordernd auf verschiedene Art und Weise.
Auf der körperlichen Ebene empfand ich es als sehr schwierig die Haltungen über einen längeren Zeitraum zu „ertragen“ (3 Minuten schienen eine Ewigkeit zu sein!). Die Intensität der physischen Empfindungen über diese lange Zeit war sehr schwer auszuhalten.
Auf der psychischen Ebene viel mir vor allem mein mentaler Widerstand auf, der sich mit Dauer des Asanas nur noch intensivierte. Die innere Stimme, die mir sagt, ich solle mich bewegen, aus der Haltung herauskommen, einfach irgendwas gegen das physische Unbehagen tun.
Und genau hier, begann meine Wertschätzung für die Yin-Praxis. Durch sie habe ich ganz neue Einblick in die Arbeitsweise meines Verstandes erhalten. Wie – durch die Augen des Verstandes – eine Situation entweder als ‚gut‘ oder ‚schlecht‘, ‚angenehm‘ oder ‚unangenehm‘ eingestuft wird. Wir suchen nach Genuss und wollen mehr davon. Wenn wir auf eine Situation treffen, die unser Verstand als unangenehm einstuft, tritt automatisch Widerstand auf. Widerstand erschafft Leiden.
“Pain is inevitable. Suffering is optional.”
Haruki Murakami
Ich sage nicht, dass es im Yin darum geht Schmerzen zu erfahren. Definitiv nicht. Wenn du jemals Schmerzen hast (starke stechende Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit), komme sofort aus der Haltung heraus. Nicht jede Haltung funktioniert für jeden. Wir alle haben verschiedene Körper mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Was ich im Bezug auf Yin Yoga meine, ist diese Zone des Unangenehm-Seins, in der wir uns während wir ein Asana länger halten aufhalten wollen. Das Gefühl des Unbequem-seins hervorgerufen durch langen, sanften Druck, den unsere Yin-Gewebe (Bänder, Sehnen, Knochen) benötigen, um stärker zu werden. Klick hier, wenn du mehr über die Physiologie des Yin Yogas erfahren möchtest.
Wenn du in eine Haltung hineinfindest, deine Grenze gefunden hast und dich dann in der Stille niederlässt, versuche vollkommen aufmerksam zu sein. Um a.) die körperlichen Empfindungen zu beobachten, um zu wissen (aus der tatsächlichen Erfahrung heraus), ob du tiefer gehen kannst, rauskommen solltest oder einfach da bleibst wo du bist; und b.) wahrnehmen was dein Verstand macht.

Manchmal, wenn unser Körper still wird, unser Atem sanfter wird, folgt unser Verstand und wird ebenfalls ganz ruhig und klar. Manchmal ist das genau Gegenteil der Fall (besonders am Anfang meiner Yin-Praxis und auch heute noch teilweise), der Verstand wird sehr aktiv. Entweder wandert er wo ganz anders hin und erfindet eine Geschichte, die dich von der gegenwärtigen Situation (dem körperlichen Unbehagen) wegzieht, diese Strategie nennen ich „Ausweichen“; oder die innere Stimme kommentiert die gegenwärtige Situation (auf eine nette Art und Weise „du schaffst das, nicht mehr lange“ oder aber eher unfreundlich „komme sofort aus der Haltung raus!“), diese Spiel des Verstands nennen ich „Widerstand“.
Was auch immer mit deinem Verstand passiert – Ruhe – Ausweichen – Widerstand – ist völlig normal und in Ordnung. Ich liebe den körperlichen Nutzen, den mir Yin Yoga gibt, die Balance die es mir zu meiner Yang-Praxis gibt, aber was ich am meisten mag, ist, dass es ein weiterer Weg für mich ist meinen Verstand kennen zu lernen – die Arbeitsweise meines Verstandes.
Was sind deine Erfahrungen?